Exzellenzstipendien-System an kongolesischen Partnerunis ausgebaut

22 herausragende Studierende der Uni Kinshasa (UNIKIN) im Kongo und, noch als Pilotprojekt, zwei Studierende der Katholischen Universität Graben (UCG) in Butembo im Osten des Landes sind mit dem eigens hierfür ausgeschriebenen Exzellenzstipendium „BEBUK“ ausgezeichnet worden. Damit hat das von Prof. Gerhard Bringmann und seinen kongolesischen Kollegen, Prof. Virima Mudogo und Prof. Dibungi Kalenda, initiierte Stipendiensystem einen großen Schritt nach vorn getan.

Zur Verbesserung der einstmals exzellenten universitären Ausbildung in der Demokratischen Republik Kongo haben die drei Anfang 2008 ein privat finanziertes Stipendiensystem (BEBUK) ins Leben gerufen. Dieses System soll es besonders begabten jungen Kongolesen ermöglichen, ihr Studium im Kongo schnell und erfolgreich abzuschließen. Die Doktorarbeit soll anschließend z.B. in Europa oder in den USA durchgeführt werden, um einen höchstmöglichen Forschungsstand zu gewährleisten. Nach ihrer Ausbildung sollen die Studenten als junge Hochschullehrer nach Afrika zurückkehren und ihr Wissen weitergeben.

Nun für alle Fächer offen

Das BEBUK-Stipendiensystem ist nicht nur eine akademische Aufgabe, sondern auch eine humanitäre Herausforderung, mit dem Ziel des Wiederaufbaus von Lehr- und Forschungstätigkeit in einem Nachkriegsland. Das Förderprogramm – anfangs nur an der Partneruniversität UNIKIN – ist sehr gut angelaufen: Nach einer „Pilotphase I“ (mit den Fächern Chemie und Pharmazie), einer „Pilotphase II“ (zusätzlich Medizin, Jura und Literaturwissenschaften) wurde der Fächerkanon noch um Biologie, Physik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik („Pilotphase IIb“) erweitert. Im Rahmen der jetzt unter der Leitung von G. Bringmann (selbst Ehrendoktor der UNIKIN) erfolgten erneuten Evaluierung wurde das Stipendiensystem erstmals für alle zehn Fächer der Universität Kinshasa geöffnet („Phase III“). Dabei wurden in einem kompetitiven Verfahren 14 der bereits geförderten Stipendiaten verlängert und acht neue exzellente Kandidaten aus weiteren Fächern in das Fördersystem aufgenommen, so dass nun fast alle Fakultäten in dem Stipendiensystem vertreten sind.

BEBUK Exzellenz-Stipendiaten 2010
Glücklich über ihre verlängerten oder neuen Stipendien:
22 Exzellenz-Stipendiaten aus fast allen Fakultäten der
Uni Kinshasa in dem neuen BEBUK-Sekretariat.

Stipendiaten nun auch in Butembo

Zudem wurde nun mit der UCG in Butembo erstmals auch eine weitere kongolesische Universität mit in das Fördersystem aufgenommen. Im Gegensatz zur UNIKIN, der großen staatlichen Universität im Westen mit vollem Fächerangebot, handelt es sich bei der UCG um eine kleine, private Universität im Osten des Landes, mit nur wenigen ausgewählten Fächern. An diesen beiden Universitäten wird das Fördersystem modellhaft erprobt und weiter ausgebaut. An der UCG wurden nun in einer ersten Pilotphase zunächst zwei Studierende der Medizin ausgewählt.

Die ersten beiden BEBUK-Stipendiaten in Butembo.

Die ersten beiden BEBUK-Stipendiaten in Butembo.

Neuer Kooperationsvertrag mit der Katholischen Universität Graben

Mit im Gepäck hatte G. Bringmann auch noch einen bereits vom Präsidenten unserer Universität, Prof. A. Forchel, unterschriebenen Kooperationsvertrag, der in einer feierlichen Zeremonie in Butembo vom dortigen Rektor, Prof. A. Mafikiri Tsongo, unterschrieben wurde. Damit ist nun auch die UCG eine offizielle Partneruniversität unserer Alma Mater.

Feierliche Überreichung der Urkunden

Auch an der UNIKIN (Partneruni seit 2003) gab es eine große Feier, dort wurden im Beisein des Vertreters der Botschaft, des Erziehungsministers, des Bürgermeisters, der Universitätsleitung und weiterer geladener Festgäste feierlich die 22 Urkunden überreicht.

Frauenförderung als wichtige Aufgabe

Wichtig ist dem Stipendiensystem gerade auch die Förderung von exzellentem weiblichem Hochschulnachwuchs. Unter den acht neu ausgesuchten Stipendiaten in Kinshasa sind drei herausragende Frauen, und auch in Butembo ist eine der beiden ‚Neuen‘ eine Frau.

Beteiligung der Universität Genf

Ausgeweitet wurde das Stipendiensystem auch in anderer Hinsicht: Erstmals ist mit Dr. K. Ndjoko, einer gebürtigen Kongolesin, die heute als Schweizerin an der Universität Genf im Bereich der Naturstoffchemie arbeitet, eine weitere europäische Universität am Fördersystem beteiligt.

Erste Promotion einer Pharmazeutin in Kinshasa

Im Zusammenhang mit der Nachwuchsförderung gab es eine weitere schöne Feier in Kinshasa: Die Promotion von Dr. Nadège Ngombe Kabamba. Es handelt sich hierbei erst um die vierte Promotion im Bereich der Pharmazie an der UNIKIN und um die erste Frau überhaupt. Umso schöner, dass sie mit der Note „Très Grande Distinction“ abschnitt. Im Promotionskomitee wirkte auch G. Bringmann mit.

Förderantrag zur ‚Volksmedizin‘ der Menschenaffen

Als erste Auswirkung auf die gemeinsame Forschung wurde bereits von Frau Ngombe zusammen mit G. Bringmann, K. Ndjoko, D. Kalenda und V. Mudogo ein Förderantrag bei der WHO für ein Nachwuchsgruppenprojekt für die junge Pharmazeutin beantragt – ein ganz wichtiger Schritt zur Verhinderung von ‚Braindrain‘, also dem Abwandern der wenigen sehr guten Wissenschaftler aus ’schwierigen‘ Ländern. Thema ist die Nutzbarmachung der ‚Volksmedizin‘ von Bonobos, das sind die dem Menschen am nächsten verwandten Menschenaffen; sie kommen nur im Kongo vor.

Forschungsprojekte

Im Rahmen dieses Netzwerks Würzburg-Kinshasa-Butembo-Genf soll in Zukunft nämlich nicht nur das Ausbildungssystem verbessert und wissenschaftlicher Nachwuchs gefördert werden, sondern es sollen auch Drittmittel-geförderte Forschungsprojekte vorangetrieben werden, z.B. im Bereich der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten.

Unterstützung

Unterstützung findet das Projekt vor allem durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung sowie durch einen eigens hierfür gegründeten Förderverein Uni Kinshasa e.V., dessen Vorsitzender G. Bringmann ist. In den wenigen Monaten nach seiner Gründung konnte der Verein bereits 60 Mitglieder gewinnen, nicht nur aus Würzburg, sondern aus ganz Deutschland, aber auch aus den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und aus verschiedenen afrikanischen Ländern wie Kenia, Botswana – und dem Kongo. Mit den Mitteln konnten in Kinshasa nun ein eigenes BEBUK-Büro und ein Seminarraum eingerichtet und eine Sekretärin sowie Tutoren eingestellt werden.

Persönliche Patenschaften

Das Kernstück der Förderung jedoch ist und bleibt die Finanzierung der Stipendiaten ‚Person-zu-Person‘, in direkten Patenschaften. Dies wird gewährleistet von inzwischen über 20 Paten aus verschiedenen Ländern, auch aus dem Kongo selbst. Diese Paten pflegen persönlich Korrespondenz mit ‚ihren‘ Stipendiaten, geben damit auch einen Eindruck von der Kultur ihres eigenen Landes und helfen mit, Probleme zu überwinden, z.B. wenn es nach Auslandsaufenthalten darum geht, dass die jungen Wissenschaftler wieder in ihr Heimatland zurückkehren und dort Fuß fassen wollen. Hierbei werden die Stipendiaten auch von den BEBUK-Mentoren unterstützt, durch Mithilfe und Beratung bei Förderprogrammen.

Zukunftspläne

Es ist geplant, dieses weltweit wohl einzigartige Stipendiensystem „BEBUK“ in der Zukunft letztlich auf alle Universitäten im Kongo auszudehnen und auch auf die Universitäten anderer Länder. Interesse hierzu wurde bereits von anderen afrikanischen Universitäten bekundet.

Kontakt: Prof. Dr. Gerhard Bringmann, T: (0931) 31‐85323, E‐Mail: bringman@chemie.uni‐
wuerzburg.de
(Fotos G. Bringmann)

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