Das medizinische Wissen der Menschenaffen nutzen

Das medizinische Wissen der Menschenaffen nutzen

Prof. G. Bringmann, Prof. A. Haase, Prof. D. Kalenda

Professor Dibungi Kalenda von der Universität Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) hält
sich derzeit zu einem fünfwöchigen Forschungsaufenthalt am Institut für Organische Chemie der
Universität Würzburg auf. Er folgt damit einer Einladung des Sonderforschungsbereichs 630
„Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten“.
Gemeinsam mit dem Würzburger Naturstoffchemiker Prof. Gerhard Bringmann, dem Sprecher
des SFB 630, sucht er nach Wirkstoffen aus der Natur gegen Infektionskrankheiten wie Malaria,
Leishmaniose, Bilharziose und die Afrikanische Schlafkrankheit.
Die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Krebs oder Infektionskrankheiten wie Malaria hat Forscher
schon seit längerem in den tropischen Regenwald geführt. In der Vielfalt der Pflanzenwelt dort vermuten sie bislang unbekannte Substanzen, die bei der Bekämpfung dieser Krankheiten hilfreich sein könnten.
Diesen Weg hat auch der Sonderforschungsbereich 630 an der Universität Würzburg eingeschlagen. Aus der Zusammenarbeit hiesiger Naturstoffchemiker um Gerhard Bringmann mit Kollegen in Afrika sind bereits mehrere hochaktive Wirkstoffe aus kongolesischen Pflanzen hervorgegangen.

Als besonders erfolgversprechende Strategie bei der Suche nach aussichtsreichen Pflanzen hat es sich erwiesen, Hinweisen aus der Volksmedizin nachzugehen. Prof. Dibungi Kalenda geht in seinen Arbeiten allerdings noch einen Schritt weiter: Er nutzt Beobachtungen an Menschenaffen, insbesondere an Bonobos, die dem Menschen noch näher verwandt sind als Schimpansen, und untersucht jene Kräuter, die die Tiere zur Selbstbehandlung verwenden, und analysiert die in diesen Pflanzen vorkommenden Wirkstoffe.

Dabei unterstützen ihn die Würzburger Naturstoffchemiker. Die im Jahr 2003 durch einen
Partnerschaftsvertrag zwischen den Universitäten Kinshasa und Würzburg auch formal begründete
Kooperation erhält damit neue Impulse. Nach mehrmaligen Besuchen von Professor Virima Mudogo, der in Würzburg studiert hat und heute Vizepräsident der Uni Kinshasa ist, und von Professor Okuma
Kasende, dem Dekan der dortigen naturwissenschaftlichen Fakultät, ist Kalenda, der Leiter des
Fachbereichs Medizinische Chemie und Pharmazeutische Biologie der Uni Kinshasa, der dritte wichtige Kooperationspartner, der die Uni Würzburg besucht.
Neben Mudogo und Kasende ist auch Kalenda in dieser Zusammenarbeit sehr engagiert. Er leitet
außerdem das neu gegründete Forschungsnetz der Demokratischen Republik Kongo, das demnächst die sieben kongolesischen Universitäten miteinander verbinden wird.
Im Gespräch mit dem Präsidenten der Uni Würzburg, Professor Axel Haase, wurden nun weitere Schritte zum Ausbau dieser fruchtbaren Zusammenarbeit besprochen und vereinbart. Dass diese Kooperation lebt und gut funktioniert, hat sich in vielen Beispielen gezeigt. So haben Bringmann, Mudogo, Kasende und Kalenda im Jahre 2005 die erste chemisch-pharmazeutische Tagung in Kinshasa gemeinsam organisiert und durchgeführt; regelmäßig sammelt Bringmann Fachbücher für die Uni Kinshasa – zur Zeit läuft bereits die dritte Aktion dieser Art. Rund 20 Tonnen Literatur liegen gerade im Keller des Würzburger Instituts und warten auf ihren Transport nach Kinshasa. Darüber hinaus halten die Vier gemeinsam Vorlesungszyklen und Seminare während der Besuche von Bringmann in Kinshasa ab.
Diese Kooperation soll nun auch über die chemisch-pharmazeutischen Wissenschaften hinaus
ausgeweitet werden.

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